Sage vom Landvogt Willading
Zur Zeit des Bauernkrieges herrschte auf dem Schloss zu Aarwangen der Landvogt Willading. Er war ein gar strenger Herr, und die Untertanen fürchteten sein Regiment. Das bekamen auch die Bauern von Bützberg zu spüren. Am Rande ihres Dorfes lag der Riedsee. Hier blühten im Sommer liebliche Seerosen, sprangen munter Fische und Frösche, tummelte sich die gefiederte Kreatur. Es war ein kleines Paradies.
Doch dafür hatte der Landvogt keinen Sinn. "Dieses unfruchtbare Moos muss verschwinden. Sein Wasser wird abgegraben und in die Aare geleitet." So zwang er die Bützberger, ihren Riedsee zu entwässern. In harter Fron wurde gepickelt und geschaufelt, wurden Tannen geschlagen im nahen Wald, Dünkel gehauen, gelegt in die Gräben und das Wasser abgeleitet in einen grossen Graben. Doch die Arbeit wollte nicht rücken. Unlust der Bauern und Unbill der Witterung verzögerten das Werk. Je mehr der Landvogt seine Untertanen aber hetzte und antrieb, desto widerborstiger wurden die Bützberger. Da schrie Willading in unbändiger Wut: " Wenn der Graben in drei Tagen nicht fertig ist, so soll mich der Strahl des Himmels treffen!" Er gab seinem Schimmel die Sporen und galoppierte davon.
Zurück blieben die Bauern, bleich, stumm und gelähmt ab solcher Lästerung. Nach drei Tagen war die Arbeit nicht fertig. Der Landvogt aber wurde aus heiterem Himmel vom Blitz erschlagen.
Doch seine Seele fand keine Ruhe. Noch heute geht er um und reitet in dunklen Gewitternächten zum Riedsee. Durch Wind und Regen, Blitz und Donner hört man deutlich das Schnauben des Schimmels und das Kläffen der Meute. Das ist Willading und wehe, wer ihm begegnet!